Zuallererst ein kleiner Rückblick auf den Monat September: Lange hatte man darauf
gewartet, endlich war es soweit. Das Pokalspiel gegen Osnabrück stand an. Zwei ganze
Wochen verbrachte die gesamte Fanszene damit, die bisher aufwendigste Choreographie, die
es jemals in Meppen gab, anzufertigen. Ich für meinen Teil war unglaublich stolz, als man
diese zum Einlauf der Mannschaften präsentierte und am Dach der alten Tribüne hochzog.
Vielen anderen Helfern, die mit Herz und Seele dabei waren, ginge es genauso. Und ja, das
waren diese berüchtigten „Ultras“. Die negative Konnotation dieses Begriffes schiebe ich
immer noch auf die Unwissenheit der Allgemeinheit über diese Subkultur. Diese
Jugendlichen, die sich in den Fangruppierungen „Amisia Ultra Meppen“ sowie „Banausen“
organisieren, sind keinesfalls die gewaltbereiten, rechtsradikalen Schläger, wie es zum Teil
von den lokalen Medien verbreitet wird, nein, es sind Jugendlich im Alter von 16 – 25 Jahren,
denen der Verein und die Repräsentation des selbigen am Herzen liegt und für die es zum Teil
Hobby, zum Teil Lebenseinstellung ist. Hunderte von Euros gehen jährlich von den Konten der
Jugendlichen zur Unterstützung ihres Vereins drauf, sei es zur Finanzierung von Busfahrten
oder zur Herstellung von Fahnen. Es sollte klar werden, dass man von dem Verein keine
finanziellen Zuwendungen erwartet, man möchte unabhängig bleiben. Alleine die
Choreographie des Osnabrückspiels kostete um die 1000€, was in Eigenaufwand
aufgetrieben wurde. Ich hoffe es wird deutlich, was wir, der Teil der aktiven Fanszene, auf die
Beine stellen und was wir damit erreichen wollen. Knapp 2 Wochen später spielt man gegen
den Lokalrivalen VfB Oldenburg, ein sehr prestigeträchtiges und emotionales Duell, welches
sich über die letzten Jahre immer mehr bemerkbar machte. Vor Anpfiff kam es zu einer
Aktion, bei der sich Meppener Anhänger auf den Gästeblock zu bewegten, um die
Oldenburger Anhänger zu provozieren. Es handelte sich zu dem Zeitpunkt um eine verbale
Auseinandersetzung, es kam zu keinem physischen Schaden, da ein Betreten des Gästeblocks
von der Tribünenseite überhaupt nicht möglich ist. Objektiv gesehen haben einige Leute dort
über sie Strenge geschlagen und es war mit Sicherheit keine gutzuheißende Aktion, jedoch
stellte das darauf Folgende vieles in den Schatten. In einem Polizeikessel wurden 21
Meppener festgehalten, komplett durchsucht und im Anschluss auf die Polizeiwache
gefahren, um dort ca. 3 Stunden in einer Sammelzelle zu verharren. Einige Tage später
erhielten die betroffenen Personen ein Schreiben des SVs, in dem ein örtliches Stadionverbot
ausgesprochen wurde. Auffällig ist dabei die unterschiedliche Dauer dieser Verbote, die alle
wegen des gleichen Vergehens ausgesprochen wurden. Außerdem kritisiere ich die
Vorgehensweise des Vereins in diesen Dingen. Zur Klärung: Die Polizei gibt Empfehlungen zu
Stadionverboten, der Verein spricht sie aus. Es wird zu keinem Zeitpunkt der Dialog zwischen
Verantwortlichen und Geschädigten ermöglicht, Betroffene sind zum Teil eben jene
Jugendliche, die sich Woche für Woche für den Verein über den Spieltag hinaus einsetzen,
die jetzt ohne Kompromiss ausgesperrt werden. Jugendliche, die über die Szene Meppen
enge Freunde gewonnen haben, ihre Kreativität ausleben können, Gemeinschaft verstehen
und genießen und für die der SV Meppen ein zentraler Punkt in ihrem Leben ist.
Nu zu dem am 12.10.2012 erschienenen Artikel „Abstieg brachte Problemfans“. „Die
Meppener Polizei schätzt die Zahl der gewaltgeneigten SVM-Fans auf 100 bis 150. „Es
handelt sich nicht um Althooligans, sondern um 14- bis 30-Jährige. [..] junge, erwachsene
Männer, für die die Krawalle drum herum das Event sind. [..] Man verabredet sich irgendwo,
prügelt sich und geht seiner Wege.“ Woher die Polizei solche Zahlen hernimmt, ist mir
schleierhaft. Ich, als Kenner der Szene Meppen, kann behaupten, dass diese Zahlen in
keinster Weise stimmen. Die aktive Fanszene beschränkt sich auf weniger als 40 Personen,
die man auch keinesfalls als gewaltgeneigt betiteln kann. Seit Beginn der Saison haben wir
sehr große Probleme, selbst einen einzigen Bus zu Auswärtsspielen zu füllen, wofür die
sportliche Misere ihr Übriges dazu tat.
An diesem Punkt angelangt möchte ich die Berichte der letzten Tage ihrer Zeitung sowie den
Zeitraum vor dem Lübeck-Spiel betrachten. Mir kommt es so vor, als ob man anstatt von der
alarmierend schlechten sportlichen Situation unseres sogenannten „Flagschiff des
Emslandes“ lieber über die angeblichen Fanausschreitungen berichtet, die nun gut einen
Monat zurückliegen. Dies ist aus meiner Sicht mal wieder typisch SV Meppen. Anstatt sich
der Öffentlichkeit zu stellen und der Lage Herr zu werden, flüchtet man sich diesmal in die
gezielte Diffamierung und Isolation der Meppener Fanszene. Wann werden unsere Mühen
und Arbeiten mal positiv hervorgehoben? Wo wird unsere Einsatzfreunde, Motivation und
wo wird unser Engagement gelobt? Nirgendwo! Die Kommunikation zwischen Verein und
Fans findet einfach nicht statt, weder im Positiven wie die akustische und optische
Unterstützung der Mannschaft noch im Negativen, wenn wieder einmal überzogene
Stadionverbote ausgestellt werden und somit einigen Jugendlichen ihr Hobby genommen
wird. Fußball ist Emotion, gerade in Meppen! Der Verein wirbt selbst mit dem Leitspruch
„Seele der Stadt – Stolz der Region! Ein Verein voller Leidenschaft und Emotion!“, der aus der
Feder der Fanszene stammt, für die Ausstellung in der Arenberg‘schen Rentei sowie für die
Festlichkeiten der 100-Jahr-Feier. Und was ist der Dank dafür? Aufgrund von einigen
Ausreißern wird die gesamte aktive Fangemeinschaft, die sich auf Jahre entwickelt hat, mit
Füßen getreten und an den Pranger gestellt. Wenn ich diese Berichte lese, fühle ich mich wie
ein Dorn im Auge des Vereins, aber wenn der Vorstand weiterhin Spiele ohne Stimmung
sowie Einsatz auf Seiten der ultraorientierten Fanszene will, sollte er in seiner
Öffentlichkeitsarbeit wie bisher weitermachen. Ich habe selbst im Laufe des heutigen Tages
unabhängig von mehreren Leuten aus unseren Fangruppierungen gehört, dass sie für diesen
Verein keine weitere Mühen und Geld verschwenden werden und ehrlich gesagt, tendiere ich
auch dagegen sämtliche Bemühungen einzustellen, wenn man weiterhin als Gewalttäter
sowie neuerdings auch als rechtsdenkender Mensch öffentlich in den Medien zur Schau
gestellt wird. Auf den letzten Punkt möchte ich noch gesondert eingehen. Es ist für mich
unbegreiflich, wie die eine mögliche neue Stadionordnung für Deeskalation sorgen sollte,
wenn man explizit Verbote für ein „Erscheinungsbild [im] Stadion, das nach objektiver
Auffassung eine rassistische, fremdenfeindliche, gewaltverherrlichende, diskriminierende,
demokratiefeindliche und verfassungsfeindliche Einstellung dokumentiert“ ausspricht.Es ist
sogar zu lesen, dass Körperschmuck dazu zählt. Uninformierten gegenüber muss diese
Erneuerung als Botschaft zu verstehen sein, dass sich im Stadion, besonders in der Fanszene,
Rechtsradikale in großer Anzahl aufhalten. Ein Schlag ins Gesicht jedes aktiven Meppenfans.
Ich kann bestätigen, dass die Gruppierung „Amisia Ultra“ sowie das Umfeld gegen Rechts
eingestellt gsind und jegliche, zum Glück sehr selten vorkommende, Rufe oder Sprüche, die
in diese Richtung gehen, ausnahmslos und direkt unterbinden. Ich bin mir immer noch
bewusst, dass es auch Ausnahmen gibt, aber ich kann für den absoluten Großteil der Szene
sprechen, indem ich versichere, dass es in der Meppener Fanszene kein Nazi-Problem gibt.
Somit wird hier auch wieder deutlich, dass grade in der aktuellen Situation die sportlichen
Geschehnisse aus dem Rampenlicht treten und sich zurzeit darauf fokussiert, dies mit
anderen „Problemen“ zu übertünchen. Im Folgenden heißt es in dem Artikel noch „Als ein
positives Beispiel von friedlicher Jugendarbeit führte er das Fan-Projekt des städtischen
Jugendpflegers an“. Dies ist ebenfalls ein einfach nur haltloses Beispiel, da in Meppen kein
Fan-Projekt vorhanden ist.
Ich bin maßlos enttäuscht, dass so etwas gerade im Jubiläumsjahr eines traditionsreichen
Vereins alles passiert. Was jeder Leser des Briefes davon hält, bleibt einzig und allein ihm
überlassen, allerdings möchte und kann ich nicht in gewohnter Art und Weise wie bislang
weitermachen. Wenn sich nicht sehr bald etwas ändert, stirbt die Jugendsubkultur Ultra
sowie die gesamte Meppener Fanszene aus. Die Bedeutung dessen kann sich jeder selbst
vorstellen. Einigen wird es passen, dass der ,Dorn im Auge‘ verschwunden ist, langfristig
jedoch schadet sich der Verein damit ungemein selbst.
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