Das programmierte Missverständnis (Münsterländische Tageszeitung)
Sergej Dikhtjars Rückkehr zum BVC wird immer unwahrscheinlicher
Von Johannes Klinker
Cloppenburg – Der Mann hatte noch keinen Fuß ins Cloppenburger Stadion an der Friesoyther Straße gesetzt, da hätte er sich am liebsten schon wieder aus dem Staub gemacht: Anfang Juni vergangenen Jahres ließ Sergej Dikhtjar, frisch präsentierter Neuzugang des BV Cloppenburg, auf der Homepage des SV Meppen verlauten, dass es zu den Emsländern in der Oberliga eigentlich keine Alternative gebe. In Cloppenburg war in diesem Augenblick ein einziges Missverständnis (vor)programmiert.
Der mit vielen Vorschusslorberren aus dem Emsland geholte Ex-Profi (Wattenscheid, Schalke) bereute seine Unterschrift unter den BVC-Vertrag wohl schon, noch ehe die Tinte getrocknet war. Trotz aller Irritationen aber hielt der BV Cloppenburg an seinem namhaften Einkauf fest. In der Hoffnung, den so lange gesuchten Spielmacher endlich gefunden zu haben. Ein Fehler? Vielleicht. Andererseits durfte und darf von einem langjährigen Berufsfußballer erwartet werden, dass er sich allen zwischenzeitlichen Bedenken zum Trotz voll und ganz für seinen neuen Klub einbringt – zumal der ihm eine Ausbildungsstelle verschaffte.
Inzwischen verdichten sich die Anzeichen, dass Dikhtjar den BVC verlassen und zum Oberliga-Tabellenführer SV Meppen zurückkehren wird. SVM-Manager Hans Bösken gab sich gestern vergleichsweise zugeknöpft: „Wir sind offiziell noch nicht angesprochen worden. Es gibt kein klares Signal aus Cloppenburg, weder vom Verein noch vom Spieler. Im Übrigen suchen wir einen Stürmer. Und Dikhtjar ist Mittelfeldspieler“.
Unterdessen ging Dihktjars Berater Udo Schräder (Rheine) gestern davon aus, dass sich der abtrünnige Spieler demnächst wieder zum BVC-Training einfindet. „Nach meinen letzten Informationen weilt Sergej noch immer in Kiew und bei seiner Familie. Seine Mutter ist schwer erkrankt. Ich gehe davon aus, dass er nach Cloppenburg zurückkehrt Es war bislang jedenfalls nicht Sergejs Art und Weise, Verträge nicht einzuhalten“.
Mehr als fraglich ist indes, ob Sergej Dikhtjar beim BV Cloppenburg überhaupt noch eine sportliche Perspektive haben kann. Der ohnehin stark introvertiert wirkende Fußballer dürfte sein Standing bei Mitspielern und Fans zuletzt kaum verbessert haben. Zumal sich Dikhtjar in der Hinrunde nicht als die erhoffte torgefährliche Verstärkung entpuppte. In 16 Begegnungen erzielte der Ukrainer lediglich einen Treffer – beim 2:2 daheim gegen Altona 93.
Cloppenburgs Klubchef Professor Dr. Joachim Schrader hatte auch bis gestern Nachmittag keinen Kontakt zum Ex-Profi. Der Notvorsitzende geht eher davon aus, dass Sergej Diktjar zum BV Cloppenburg nicht zurückkehren wird: „Er muss da jetzt auch gar keine Spielchen machen. Wenn Dikhtjar sagt, er will nicht mehr für uns spielen, dann werden wir uns von ihm trennen“.