Kampfschweine!
Zur Lage des SV Meppen
So, nun ist genug gejammert und gemeckert! Reinhard Meiners hat nach dem ersten Jahr der Euphorie und Aufbruchstimmung, die er und alle anderen rund um den Verein erzeugt haben, sein Waterloo fast erlebt. Es gilt nun als schick bei vielen Fans, Mitgliedern usw. auf den Präsidenten drauf zu hauen. „Wie kann man nur“, „soviel Geld verbrannt“, „die können nicht mit Geld umgehen“ und überhaupt, „da geh ich erst wieder hin wenn’s besser wird“!
Erinnern wir uns! Es ist genau zwei Jahre her, da lag das emsländische Fußballherz wieder mal auf der Intensivstation, nichts ging mehr. Das Geld war alle, die Stimmung im Keller und alle hackten auf den Präsidenten rum (seinerzeit war das Frank Jehn) Was für Parallelen! Das alte Präsidium hatte fertig und kündigte seinen Rücktritt an. Reinhard Meiners kam, ein paar neue Ideen kamen, ein neuer Trainer kam und irgendwie stieg der bereits tot geglaubte SVM wie Phönix aus der Asche. Es folgte ein ganzes Jahr der Euphorie mit vielen Highlights die das Herz eines Emsländers höher schlagen liessen, danach folgte eben das Jahr der Tristesse. Nun mehren sich wieder die Stimmen vieler die den Rücktritt von Meiners fordern, irgend ein anderer müsse her! Ja, wie oft denn noch? Es muss sich doch erst einmal jemand finden, der sich die erforderliche Zeit nehmen kann, jemand der es sich finanziell, familiär und vor allem auf Grund seiner Reputation erlauben kann, denn die kann man als Präsident des SVM schnell verlieren. Alle Präsidenten der letzten Jahre sind mit sehr viel Enthusiasmus und mit ihrem blau-weißem Herz an die Arbeit gegangen, Schulterklopfer gab es in rauen Mengen. Doch als die Probleme auftauchten waren sie die Prügelknaben für alle Experten und solche die sich dafür halten.
Es gibt nicht wenige die sagen, andere Vereine der Umgebung schaffen es ja auch. Denen sei gesagt: Es ist überhaupt nicht vergleichbar. Der SVM ist mit so viel Emotionen behaftet, das gilt für Fans, Mitglieder und Vereinsführung. Diese Emotionen sind gleichermaßen Fluch wie Segen. Wenn es gut läuft trägt es eine ganze Region in Massen ins Stadion, man gewinnt und gewinnt, die Stimmung ist prima, jeder SVer ist geradezu besoffen vor Euphorie. Dann passiert das was wir erlebt haben – man kann und will mit dem erreichten nicht zufrieden sein, man will immer mehr. Es wird bewusst und unbewusst Einfluss genommen auf Mannschaft und Vereinsführung. Der Spieler A aus B, das wär doch einer, heisst es dann, der würde kommen - sollte man nicht doch, vielleicht und so weiter. Zu irgend einem Zeitpunkt heißt es dann: Jawoll, wir probieren es. Dann kommt der nächste, der übernächste und dann die erste Niederlage, vorzugsweise gegen den Tabellenletzten und der Kreislauf beginnt von vorn, Stück für Stück wird’s schlechter und am Ende: Siehe den jetzigen Stand.
Hinterher sind alle immer schlauer. Reinhard Meiners hat viele Fehler gemacht, besonders in der internen Kommunikation scheint es zu hapern, aber wer macht denn keine Fehler? Er hätte die Wahrheit früher auf den Tisch legen sollen, heißt es. Was soll er denn machen? Jede Woche mit dem Jammergesicht durchs Emsland ziehen und rufen „Uns fehlt Geld“? Kein Geschäftsmann der seine Sinne beisammen hat macht so was! Aber er kämpft! Er muss den Verein führen (das ist fast ein Fulltimejob) und sich gegen die Heckenschützen im Verein erwehren. Aber er kämpft. Zeitgleich muss er sich eine neue berufliche Existenz aufbauen. Schwer genug, aber er kämpft. Als die Probleme zu stark wurden im Verein hat er die Flucht nach vorn angetreten. Gemeinsam mit Jan-Bernd Berentzen hat er es geschafft eine schlappe Summe von 113.000€ einzusammeln! Das hat Kampfgeist! Der Verein hat 300.000€ Schulden, einen großen Batzen hatte er auch vor seiner Amtsübernahme! Im übrigen hat der SV einen Etat wo sich andere Oberligisten wie NOH oder WHV auf die Schenkel klopfen. Dort gibt jeweils nur ein Mäzen den Ton an, wenn dieser irgendwann mal NJET sagt, na dann gute Nacht . Beim SVM hats sehr viele Sponsoren – wie man jetzt sieht ist dies der Garant dafür, dass der Laden nicht auseinander fliegt.
Die höchste Auszeichnung die es im Fußballdeutsch gibt ist nicht die Bezeichnung Meister, Torjäger oder gar Weltmeister. Die höchste Auszeichnung die man erringen kann ist der Titel Kampfschwein! Meiners, Trainer Weusthof, Berentzen und Teile ihrer jeweiligen Truppe scheinen etwas von dem zu haben ! Kampfschweine – das ist das was dieser SVM braucht. Auf dem Platz, bei den Mitgliedern und in der Vereinsführung, aber auch und vor allem auf den Zuschauerrängen. Mögen sich viele solcher Kampfschweine beim nächsten und allen folgenden Spielen einfinden.
Herzlichst Ihr
Gerd Netzinger