VfR bricht nach der Pause total ein ; SV Meppen - VfR 4:1 (Holsteinischer Courier)
Meppen - "Was waren das für dumme Gegentore?!", ärgerte sich VfR-Mittelfeldakteur Gino Laubinger, stärkster Spieler seines Teams. "Ich bin ratlos", fehlten seinem Mannschaftskollegen Norbert Somodi die Worte, und auch Trainer Thomas Möller hatte kein Verständnis für die Magerkost, die seine Elf nach dem Wiederanpfiff bot. "Das war total unnötig", grantelte er und zog zerknirscht Bilanz: "Wir haben uns sehr viele individuelle Fehler geleistet."
Und dabei hatte sich Lila-Weiß im Emsland so viel ausgerechnet. Acht Spieler hatten die finanziell schwer gebeutelten Platzherren in der Winterpause verloren, und den Gästen bot sich die einmalige Gelegenheit, den einstigen Zweitligisten tief in den Abstiegsschlamassel zu reißen. Dass aber auch Meppen wusste, worum es ging, zeigte sich gleich zu Beginn. Denn schon nach knapp 60 Sekunden musste Rasensport-Keeper Dennis Rohleder gegen Alvaro Zalla sein ganzes Können aufbieten. Dann allerdings ging es auf der Gegenseite rund. Ein Jahnsen-Einwurf landete bei Norbert Somodi, der wiederum Marinko Ruzic bediente, und Letzterer traf per Bogenlampe zum 0:1 (6.) - ein Start nach Maß für den VfR, der durch Erkan Kilicaslan (15.) beinahe sogar nachgelegt hätte. In der Folgezeit zogen sich die Lila-Weißen geschickt zurück und überließen Meppen weite Teile des Mittelfeldes. Anstatt aber Konter wie Nadelstiche zu setzen, stellten die Gäste die Emsländer vor keinerlei Probleme mehr. Sämtliche Standardsituationen der "Veilchen" verpufften ergebnislos, weil Kilicaslan seine Freistöße immer wieder in die Abwehrmauer drosch oder bei Eckstößen keinen Abnehmer fand. Zudem schlugen die Gäste stets hohe Bälle in die gegnerische Hälfte, mit denen die hoch aufgeschossenen Meppener Defensivstrategen um den Ex-Essener Mathias Jack und den Zwei-Meter-Mann Kevin Mooibroek beileibe nicht zu überwinden waren. Da die Hausherren vorne bis zum Halbzeitpfiff aber auch keine Bäume mehr ausrissen, blieb es nach 45 Minuten beim 0:1.
Nach dem Wiederanpfiff sollte sich das Bild völlig ändern. Meppen zeigte nun eine ungemein hohe Laufbereitschaft, während der VfR gleich mehrere fatale Auszeiten nahm und sich vollends die Butter vom Brot nehmen ließ. Den Auftakt bildete das 1:1 in der 49. Minute, in der es Somodi und Ruzic nicht schafften, einen keineswegs kraftvollen Kopfstoß von Christian Willen von der Linie zu kratzen. Vorausgegangen war ein Barton-Eckstoß, der in seiner Entstehung absolut unnötig war. Nachdem Somodi es versäumt hatte, den VfR wieder in Führung zu bringen (52./Parade von Marcus Antczak), ließ der ausgebuffte Christian Claaßen den jungen Marco Möller wie einen Knabenspieler aussehen, als er per Volleyschuss eine Kombination über Jack und Michael Holt zum 2:1 vollendete (59.).
Der VfR hatte aber noch mehr Unzulänglichkeiten zu bieten. In der 75. Minute misslang den "Veilchen" nach einem Meppener Freistoß eine Abseitsfalle, was von Rohleder noch gekrönt wurde, indem er sich im Duell mit Claaßen fast an der Strafraumgrenze nur mit einem tölpelhaften Foul zu helfen wusste. Nach einigen Diskussionsrunden - der VfR reklamierte vehement auf Abseits - verwandelte Marc Barton den fälligen Elfmeter zum 3:1 (77.). Nur drei Minuten später hätte Holt zwei fürchterliche Querschläger von Nils Niedermeyer und Rohleder innerhalb von wenigen Sekunden mit dem vierten Tor bestrafen können, doch er traf in artistischer Manier nur den Außenpfosten des leeren VfR-Kastens. 120 Sekunden später holte Holt Versäumtes nach und markierte per Abstauber das 4:1, nachdem Zalla den ungewohnt schwachen Marco Möller einmal mehr düpiert hatte und Claaßen volley am erneut unglücklich aussehenden Rohleder gescheitert war. Dass Claaßen, der in der 72. Minute wegen einer Unsportlichkeit den Gelben Karton gesehen hatte, noch Gelb-Rot gezeigt bekam - er grätschte Niedermeyer um (84.) -, war nur noch eine Randnotiz. Ebenso wie die Tatsache, dass Fabio Rodighero bei seinem VfR-Debüt ein- und wieder ausgewechselt wurde (62./78.). Der Italo-Brasilianer hatte einen Schlag auf die Wade bekommen.
Auch wenn Rasensport einen Dämpfer im Abstiegskampf hinnehmen musste, steht in den kommenden Tagen die Lizenzierung für die neue Oberligasaison auf der Agenda ganz oben. Die Lila-Weißen müssen bis zum 31. März beim Norddeutschen Fußball-Verband eine Bürgschaft über 50000 Euro hinterlegen. "Und daran werden wir in dieser Woche arbeiten", erklärte Geschäftsführer Harald Jaeger. Der designierte VfR-Vorsitzende Herbert Sander verriet: "Die Hälfte haben wir bereits zusammen."
SV Meppen: Antczak - Jack - Mooibroek, Willen - Demberger, Zalla, Aktas, Varga (89. Krause-Heiber), Barton - Claaßen, Holt (87. Opitz).
VfR Neumünster: Rohleder - Niedermeyer - Zenker, Brighache - Jahnsen, Somodi, Ruzic, Laubinger, M. Möller - Kilicaslan, Celik (62. Rodighero, 78. Pukaß).
Beste Spieler: Willen, Jack, Barton - Laubinger.
Tore: 0:1 Ruzic (6.), 1:1 Willen (49.), 2:1 Claaßen (59.), 3:1 Barton (77., FE), 4:1 Holt (82.).
SR: Jovanovic (Braunschweig).
Gelbe Karten: Aktas (45., Handspiel), Barton (65., Foulspiel an Ruzic), Jack (67., Foulspiel an Kilicaslan) - Jahnsen (37., Unsportlichkeit), Rohleder (76., Foulspiel an Claaßen), Kilicaslan (76., Meckern).
Gelb-Rote Karte: Claaßen (84., Foulspiel an Niedermeyer).
Spielwertung: befriedigend.
Zuschauer: 950.arne schmuck