Das wird mal spannend. Der FCK hatte unter Frontzeck keine besonderen Eigenschaften, vertraute auf einen guten Zusammenhalt, ordentliche Physis und die individuelle Klasse der Spieler. Doof ist, du weisst nicht, was jetzt mit dem neuen Trainer auf dich zukommt und wie du darauf reagieren sollst.
Die Grundentscheidung des FCK wird die Frage sein, ob sie noch mal angreifen wollen. 12 Punkte auf den Tabellendritten Stand heute, also bestenfalls 9 Punkte für den Fall idealer Ergebnisse nach der Hinrunde sind ein dickes Brett, zumal da oben sehr routinierte Mannschaften spielen, die nicht erkennen lassen, grossartigen Schwankungen unterworfen zu sein. Am Ende werden die sich sagen, wo wird es für Teufel einfacher als in der Hölle und wenn es auch nur die des Nordens ist. Zumal bei einer Niederlage der Aufstieg wirklich schwer wird und du Angst haben musst, dass dich der Strudel weiter runterzieht.
Für den SVM ist das sehr schwer einzuschätzen, eine erste Halbzeit wie gegen Jena wird Lautern bestrafen. Meiner Ansicht sind zwei Aufgaben beswonders wichtig, die Aussen dicht zu bekommen und die Bälle in der Vorwärtsbewegung nicht so schnell zu verlieren. Für mich wäre Ballmert auch eher eine gute Option für die rechte Seite, da wird auch mit dem sehr offensiven Sternberg von Lautern Druck gemacht werden.
Das grundlegende Problem sehe ich aber in der defensiven Absprache und die ist stark verbesserungswürdig. Greift der Gegner über die Aussen an und dies in Überzahl muss entweder der offensive Aussenspieler nach hinten mitarbeiten, oder der auf der Seite spielende Sechser muss raus. Ersteres klappt bei Granatowski ganz gut, letzteres garnicht. Die Regel ist dabei recht einfach: rückt der eine Sechser auf Aussen, rückt der andere auf seine Position und dahinter müssen der andere Offensivaussen oder der Zehner zurückgehen und im Raum die Spielverlagerung zustellen. Irgendwie funktioniert das nicht, wohl auch weil Leugers und von Haacke Spieler sind, die den ihnen zugeteilten Raum nur ungern preisgeben. Also die andere Variante, in der die Offensivaussen mitarbeiten und da ist halt das Problem mit Kleinsorge, der das nicht gut macht und wenn zu leicht auszuspielen ist, weil er sehr hektisch anläuft. Da Kleinsorge aber derzeit aufgrund seiner Tore nicht auf die Bank gesetzt werden kann, ist zu überlegen, wie man es löst. Vielleicht wären da ein paar klare taktische Vorgaben hilfreich. Ist ja keine Wissenschaft. So könnte auf der Seite Kleinsorges der Sechser rausrücken und auf der anderen Seite Granatowski zurückfallen. Bisschen schwerer, nur ist das 3. Liga und nicht Kreisklasse.
Ein Manko gegen alle routinierten Mannschaften waren die schnellen Ballverluste in die Vorwärtsbewegung. In den Spielen gegen Jena und Zwickau lief dies gegen schwache Gegner zuletzt leider ebenso. Offensichtlich sollen die Bälle vorrangig lang geschlagen werden, hinten Igeltaktik und vorne Proschwitz als Empfänger. Entstehen dabei gute Konterchancen, prima Sache, der Gegner spielt vorsichtig, das Verteidigen wird leichter. Wird der Ball nur rausgebolzt und direkt wieder zurückgebracht, wird die Abwehr immer tiefer hineingedrückt, der Gegner bekommt mehr Angriffsmöglichkeiten, weil der Ballverlust in die Offensivbewegung zu Unordnung führt und so gelangt der Gegner leichter in den Strafraum und da fällt immer mal einer rein.
Ich vermute ja, das von Haacke rausgenommen wurde, weil er für einen Sechser nicht ausreichend in die Zweikämpfe geht. Das ist natürlich zweischneidig, weil er umgekehrt extrem viel für den Spielaufbau und die Ballsicherheit tut. Ich würde eher dazu tendieren ihn spielen zu lassen, gerade gegen eine nominell gute Mannschaft, wo Spielberuhigung auch Entlastung ist. Mir gefiel er mit Leugers gut, die Abstimmung, z.B. beim Herausrücken und Verschieben könnte besser sein. Und zumindest von Haacke würde man mal ein etwas mutigeres Zuwerkegehen wünschen, er spielt immer noch als ob er ständig nachdenkt, wie er alles richtig macht. Etwas mehr Herz und weniger Hirn würde ihn glaube ich extrem weiter bringen.Letztlich wird es darauf ankommen, wer fit ist. Mit einer Spielidee und einer Mittelfeldzentrale, die sehr tief steht, wie gegen Jena jedenfalls kriegst du fünf.
Weiter vorne mag ich Wagner, er ist einer der besten Fussballer und verliert den Ball halt nicht so schnell. Proschwitz ist zu Recht im Sturmzentrum unantastbar, aus unterschiedlichen Gründen gilt das auch für die beiden Aussen. Granatowski in seiner Unermüdlichkeit ist, siehe oben auch in der Absicherung sehr wichtig und Kleinsorge hat einen Lauf, da heisst es ja, den soll man nicht unterbrechen. Das ist natürlich auch Geschmackssache. Spielst du mit Tankulic Wagner und Granatowski wird dein Spiel sicherer, weniger Ballverluste und defensiv ist die Absicherung auf den Aussen besser. Mir würde es auch gefallen, wenn die Abwehr insgesamt nicht so tief steht, das soll ja nicht so sein, aber es hat immer etwas von Angst und Preisgabe von Feldpositionen, was gegen gute Mannschaften gefährlich ist, die nutzen das aus. Mir gefielen die Spiele von Unterhaching bis Grossaspach, ganz ergebnisunabhägig ganz gut, wo die Mannschaft mehr oder weniger Manndeckung über den ganzen Platz spielte. Das brutale Vertikalspiel geht Dir natürlich verloren, aber ohne die Ballkontrolle nach vorne bringt das eh nichts. Zudem hast du mit Undav und Kleinsorge natürlich zwei Bankspieler die richtig Dampf machen können und den Spielstil durch Wechsel deutlich verändern, vor allem wenn du lange das Spiel offen hälst und der FCK am Ende all in gehen muss.
Eine andere Variante ist natürlich, den FCK zu überraschen und mit Vollgas ins Spiel zu gehen und zu hoffen, dass man die überrumpelt. Aber so richtig Vertrauen, dass der SVN eine Defensivschlacht zum Halten der Führung gegen so einen Gegner durchhält habe ich nicht.
Wären alle fit fände ich Domaschke, Ballmert, Vidovic, Komenda, Amin, von Haacke, Leugers, Granatowski, Tankulic, Wagner und eine etwas vorsichtigere Ausrichtung gut. Fehlt Leugers würde ich Ballmert ins Mittelfeld stellen, das wäre eine zumindest gute Balance, die rechte Abwehrseite wäre allerdings erneut die Krisenzone.
Letztlich ist es nicht so wichtig, wenn alle zusammenarbeiten ist ein Punkt drin und du wirst zur Hälfte über dem Strich stehen, was erstmal ok ist, wenn man berücksichtigt, dass vor 4 Spielen mancher glaubte, die Mannschaft wäre chancenlos und quasi schon abgestiegen.