„Das nächste Spiel ist immer das schwerste“ lautet eine beliebte, allgemeingültige Floskel im Fußball. Doch wann könnte diese schon zutreffender sein, als wenn man auswärts beim Tabellenführer antreten muss? Phönix Lübeck ist aktuell zwar "nur" Tabellenzweiter, ohne den aberkannten Sieg gegen St. Pauli II wegen eines nicht spielberechtigten Spielers würden die Lübecker allerdings theoretisch von der Tabellenspitze grüßen. Wenngleich man bereits ein Spiel mehr als der offizielle Tabellenführer Holstein Kiel II bestritten hat.
Somit dürfte es am Samstag Nachmittag mal eine richtig, richtig schwere Aufgabe werden. Die Korrektur des Pauli-Spiels rausgerechnet gab es sportlich in 9 Spielen gleich 7 Siege und jeweils nur ein Unentschieden und eine Niederlage. Mit (sportlich) 27 erzielten Treffern liegt man ligaweit auf Platz 2, mit 5 (sportlichen) Gegentoren gemeinsam mit Lohne auf Platz 1. Dazu hat man zu Monatsbeginn noch eben den Stadtrivalen und Drittligisten VfB Lübeck aus dem Landespokal gekegelt – wenn auch „nur“ im Elfmeterschießen. Der 1. FC Phönix Lübeck ist damit aktuell für mich die größte Überraschungsmannschaft.
Letztes Jahr hat sich Phönix Lübeck noch gerade so retten können, sprang am allerletzten Spieltag durch einen Sieg gegen Werder II über den Strich. Mit 17 Abgängen und 15 Zugängen hat man zu dieser Saison quasi eine ganze Mannschaft getauscht. Dazu kam mit Christiano Adigo (als frischer Landespokalsieger aus der Oberliga vom Rostocker FC) auch noch ein neuer Trainer nach Lübeck. Aber das Ganze scheint momentan wirklich richtig gut zu funktionieren und zu harmonieren, ohne dass es eine große Eingewöhnungszeit brauchte. Zuhause hat man so sportlich noch keine Punkte abgeben müssen. Und insbesondere die Siege mit 5:1 gegen den VfB Oldenburg und 7:0 gegen Jeddeloh haben aufhorchen lassen. Nach der schwierigen letzten Saison könnte man zu der Truppe quasi wortwörtlich das Sprichwort "wie ein Phönix aus der Asche" bemühen.
Wenn man transfermarkt.de glauben kann, spielt Phönix vorzugsweise im 4-2-3-1-System. Demnach fehlen den Lübeckern aktuell aber auch verletzungsbedingt gleich 6 Spieler. Vielleicht spielt uns das ja etwas in die Karten. Darunter auch Verteidiger Stan van Dijck, der als 22-jähriger bereits über 10 Spiele in der Eredivisie verfügt. Mit Haris Hyseni verfügt man zudem über einen Spieler mit SVM-Vergangenheit, der in dieser Saison in 5 Spielen mit insgesamt 312 Minuten bereits 2x getroffen hat. Bester Schütze mit 5 Treffern (und auch 2 Vorlagen) ist Rechtsaußen Taritas. Daher dürfte auf Haritonov sicherlich ordentlich Defensivarbeit zukommen. Zweitbester Schütze ist dann spannenderweise der Rechtsverteidiger Bock mit 4 Treffern (und ebenfalls 2 Vorlagen). Daraus könnte man nun ableiten, dass Phönix halt gerne über rechts kommt.
Noch ein bisschen Geschichtskunde: Das Spiel gegen Phönix Lübeck ist nicht das erste Aufeinandertreffen. In den 70ern gab es bereits insgesamt 6 Duelle. Die Bilanz ist mit einem Sieg, 4 Unentschieden und einer Niederlage ausgeglichen. Wobei wir dort auswärts bislang noch nie verloren haben. Vielleicht ist das ja ein gutes Omen.
Bei uns sollte in dieser Woche ja Tobias Mißner wieder ins Training einsteigen. Glaube aber nach der längeren Verletzungspause nicht, dass er bereits für einen Startelfeinsatz am Samstag infrage kommt. Und bei Evseev muss man auch mal schauen, der ja quasi als Vorsichtsmaßnahme gegen Lohne wegen einer muskulären Geschichte ausgewechselt wurde. Alipour hat im Interview ja bereits bekräftigt, wie wichtig Willi als Spieler für die Mannschaft ist. Daher hoffe ich mal, dass er auflaufen kann. So gehe ich zunächst mal von einer Aufstellung wie gegen Lohne aus.
Da Phönix Lübeck momentan wirklich in bestechender Form zu sein scheint, könnte ich mit einem Auswärtspunkt schon leben. Insbesondere wenn ich daran denke, wie unsere Oldenburger Nachbarn dort „überfahren“ wurden. 3 Punkte wären natürlich ein Traum. Dann würde Adrian Alipour's Serie aber auch langsam unheimlich werden. Wobei unsere Jungs momentan auch das nötige Selbstvertrauen mit nach Lübeck nehmen können und werden.
In dem Sinne: Bitte etwas Zählbares mitbringen!