SV Meppen - Frauen

  • Zur Frage, in wie weit es möglich wäre die Frauen nach einem Aufstieg in der Bundesliga zu etablieren, macht es vielleicht Sinn einen Blick auf den dafür nötigen Rahmen zu werfen und dabei über den Tellerand zu blicken.

    Der SV Werder Bremen hat die Entwicklung von einem Fahrstuhlteam zu einem etablierten Bundesligisten weitgehend vollzogen. Letzte Saison war das Saisonbudget bei 1,5 Mio. Euro. Bei der Aktivität in diesem Sommer auf dem Transfermarkt ist aber davon auszugehen, dass das Budget angehoben wurde.

    Von den Rahmenbedingungen her hat Werder acht hauptberufliche Mitarbeiter im Staff um das Frauenteam. Trainiert und gespielt wird auf dem Platz 11. Als Provisorium für die Spielerinnen und um die DFB Lizenzauflagen zu erfüllen hat Werder Container auf Platz 11 aufgestellt. Das angrenzende NLZ ist marode und darf wohl wegen Auflagen nicht erweitert werden, obwohl dies der Wunsch von Werder gewesen wäre, und wird ohne Anbauten demnächst renoviert. Der Ausbau des Platzes 11 zu einem kleinen Stadion scheitert wohl auch an im Grundbuch eingetragenen Mitspracherechten der Anwohner.

    Beim 1. FC Köln hat man es nach eigener Aussage bereits geschafft, dass sich die Frauen finanziell selber tragen. Dort hat Christian Keller am Jahresende von einem Umsatzvolumen von 2,3 Millionen Euro bei den Frauen gesprochen. Das Budget von 1.5 Mio. Euro konnte durch gestiegene Einnahmen erhöht werden. Vor zwei Jahren war der Frauenfußball beim 1. FC Köln noch hochdefizitär. Dann wurden laut Keller die Frauen in die komplette Organisation eingebunden und begonnen sie systematisch zu vermarkten. Link

    Einmal editiert, zuletzt von Mandel (20. Juli 2024 um 11:02)

  • Ist die Frage, inwiefern sich bspw die Zahlen von Köln in der Theorie auf uns übertragen lassen. Im Marketing hat Köln sicherlich ganz andere Cross-Selling-Potentiale. Und zudem hat Köln auch im Schnitt rund 5.000 Zuschauer angezogen in der letzten Saison. Das dürfte bei uns auch recht schwierig zu erreichen sein, lag unser Schnitt in der FBL zuletzt bei rund 1.500 Zuschauern.

    Aber nun, der finanzielle Spielraum ist in der FBL definitiv schon mal größer als in der 2. FBL.

  • Der SVM ist mit über 900 Zuschauern im Schnitt ja Nummer 1 in der 2. FBL und hätte Platz 3 in der Regionalliga der Männer.

    Momentan arbeitet man aber mit einem Etat der wohl bei 500 TE liegen dürfte. Zahlreiche Akteure arbeiten daran, dass dieser Betrag selbst erwirtschaftet wird. Etats von 2 Millionen und mehr sind für das Emsland eher unrealistisch…

  • Der SVM ist mit über 900 Zuschauern im Schnitt ja Nummer 1 in der 2. FBL und hätte Platz 3 in der Regionalliga der Männer.

    Momentan arbeitet man aber mit einem Etat der wohl bei 500 TE liegen dürfte. Zahlreiche Akteure arbeiten daran, dass dieser Betrag selbst erwirtschaftet wird. Etats von 2 Millionen und mehr sind für das Emsland eher unrealistisch…

    Bei dem Schnitt sollte man aber bedenken, das der zu einem Großteil wegen dem HSV Spiel zustande kommt. Ich denke auch nächste Saison wird der Schnitt sich irgendwo bei um die 500 Zuschauer einpendeln.

    Einmal editiert, zuletzt von Biene (20. Juli 2024 um 20:00)

  • Es würde mich wundern, wenn diese Saison der SVM wieder an der Spitze der Zuschauertabelle der 2. Liga stehen würde.

    Noch weiter über den Tellerand geblickt; in der 2. Liga hat der VfL Bochum seinen Etat von 400k auf 500k aufgestockt und rechnet bei einem Aufstieg in die Bundesliga mit 1.000k.

    Der 1. FCN hatte für die Bundesligasaison vor einem Jahr seinen Etat verfünffacht, von 200k auf 1.000k. Nun heisst es, dass dieser in der kommenden Saison beibehalten wird.

    Der Etat des HSV liegt in der 2. Liga bei etwa 800k.

    Beim 1. FC Union Berlin kann man in dieser Saison von etwa 1.000k ausgehen, wenn nicht sogar etwas mehr.

    Das alles will sportlich erst einmal nichts heissen. Aber mittel- und langfristig schätze ich es schon als sehr schwierig für den SVM ein, sich in der 1. Liga zu etablieren. Wirtschaftlich spricht vieles dagegen.

    Ich persönlich bin aber fein damit, wenn sich der SVM in der oberen Hälfte der 2. Liga etabliert, als Ausbildungsverein erfolgreich arbeitet, vielleicht ab und an Urlaub in der Bundesliga macht (z. B. nächste Saison?), und dabei die Unterstützung des Vereins bekommt. Auch denke ich, dass es für die Frauen des SVM perspektivisch möglich ist, sich wirtschaftlich selber zu tragen, auch in Liga 2.

    Einmal editiert, zuletzt von Mandel (21. Juli 2024 um 11:40)

  • Union Berlin wird sicher bei den Zuschauerzahlen vorne liegen - aber die 900 im Schnitt sollten schon das Ziel des SVM sein: attraktive und namhafte Gegner wie HSV, Union, Bochum, Gladbach … und erstmals gibt es jetzt auch Familien-Dauerkarten.

  • Ich persönlich bin aber fein damit, wenn sich der SVM in der oberen Hälfte der 2. Liga etabliert, als Ausbildungsverein erfolgreich arbeitet, vielleicht ab und an Urlaub in der Bundesliga macht (z. B. nächste Saison?), und dabei die Unterstützung des Vereins bekommt. Auch denke ich, dass es für die Frauen des SVM perspektivisch möglich ist, sich wirtschaftlich selber zu tragen, auch in Liga 2.

    Utopische Annahme, zumindest langfristig.

    Die ersten beiden Bundesligen der Frauen werden exakt so aussehen wie die der Männer. Die SGS Essen (oder dann Rot Weiß Essen wahrscheinlich ;) ), SC Sand und Turbine Potsdam werden sich ebenso wie wir (und andere) in Liga 3 etablieren (müssen)

  • Das ist aus meiner Sicht zu pessimistisch. Noch sind die Herren-Bundesligisten sehr unterschiedlich aktiv und investieren extrem heterogen.
    Zudem gibt es (wenige) Beispiele wie Victoria Berlin die eigenständig unterwegs sind und das Ganze auch als tragfähiges Geschäftsmodell sehen. Wenn die Prognosen nicht alle falsch liegen, wird in den Frauenfußball insgesamt viel mehr Geld fließen. Warum sollte es nicht ambitionierten Vereinen gelingen, eine Nische zu finden? Sei es als Ausbildungsverein (wie bei den Herren sehr lange Zeit der SC Freiburg) oder durch fehlende regionale Konkurrenz. Und da besetzt der SVM eine relativ weite Fläche nahezu konkurrenzlos. Werder und Essen sind die „Nachbarn“.
    Ich würde das Thema 1./2. Liga also nicht gleich abschreiben.

  • Der SVM ist mit über 900 Zuschauern im Schnitt ja Nummer 1 in der 2. FBL und hätte Platz 3 in der Regionalliga der Männer.

    Momentan arbeitet man aber mit einem Etat der wohl bei 500 TE liegen dürfte. Zahlreiche Akteure arbeiten daran, dass dieser Betrag selbst erwirtschaftet wird. Etats von 2 Millionen und mehr sind für das Emsland eher unrealistisch…

    Die 900 Zuschauer sind aber künstlich extrem in die Höhe gezogen worden durch verschenkte Freikarten, Ticket-Aktionen usw.

    Sowas darf man natürlich nicht vergessen.

  • Der SVM ist mit über 900 Zuschauern im Schnitt ja Nummer 1 in der 2. FBL und hätte Platz 3 in der Regionalliga der Männer.

    Momentan arbeitet man aber mit einem Etat der wohl bei 500 TE liegen dürfte. Zahlreiche Akteure arbeiten daran, dass dieser Betrag selbst erwirtschaftet wird. Etats von 2 Millionen und mehr sind für das Emsland eher unrealistisch…

    Die 900 Zuschauer sind aber künstlich extrem in die Höhe gezogen worden durch verschenkte Freikarten, Ticket-Aktionen usw.

    Sowas darf man natürlich nicht vergessen.

    Gab es bei den Männer aber auch im Heimspiel gegen Spelle z.b. ;)

  • Das ist aus meiner Sicht zu pessimistisch. Noch sind die Herren-Bundesligisten sehr unterschiedlich aktiv und investieren extrem heterogen.
    Zudem gibt es (wenige) Beispiele wie Victoria Berlin die eigenständig unterwegs sind und das Ganze auch als tragfähiges Geschäftsmodell sehen. Wenn die Prognosen nicht alle falsch liegen, wird in den Frauenfußball insgesamt viel mehr Geld fließen. Warum sollte es nicht ambitionierten Vereinen gelingen, eine Nische zu finden? Sei es als Ausbildungsverein (wie bei den Herren sehr lange Zeit der SC Freiburg) oder durch fehlende regionale Konkurrenz. Und da besetzt der SVM eine relativ weite Fläche nahezu konkurrenzlos. Werder und Essen sind die „Nachbarn“.
    Ich würde das Thema 1./2. Liga also nicht gleich abschreiben.

    Wir haben es bis jetzt meiner Meinung nach "leichteren" Vorrausetzungen einmal in die 1. LIga geschafft uns sind direkt wieder abgestiegen.

    Mir fehlt der Glaube,das wir uns ausgerechnet jetzt wo die Konkurenz immer größer und stärker wird,in der 1. Liga etablieren können.

    Der Sprung nach oben,wird mit jedem Jahr schwieriger und ich befürchte das selbst die 2. LIga irgendwann zu hoch für uns ist.

    Einmal editiert, zuletzt von meppia (22. Juli 2024 um 14:49)

  • Es ist eine Frage der Zeit bis auch in der zweiten Bundesliga über den DFB höhere Einnahmen durch die Vermarktung und von Sponsoren erzielt werden (können). Das mal so am Rande. Vor allem aber gibt es für die jeweiligen Vereine, also auch für den SVM, Möglichkeiten Partner zu gewinnen, die den Frauenfußball fördern. Der Frauenfußball befindet sich in einer rasanten Entwicklung, im englischsprachigen Raum oder in Spanien noch rasanter als in Deutschland, und der SVM ist in der Region der Leuchtturm für den Frauenfußball und kann die Möglichkeiten nutzen, die sich aus dieser Entwicklung heraus in Zukunft ergeben, denke ich.

    Allerdings sind die Gesetzmäßigkeiten im Frauenfußball nicht die gleichen wie bei den Männern. Und er spricht auch ein anderes Publikum an. Deshalb ist es aus meiner Sicht ratsam nicht das gleiche Mindset vom Profifußball der Männer auf die Frauen zu übertragen. Dies kann man gut am Beispiel des Angel City FC sehen, der als Verein in der Entwicklung des Frauenfußballs eine wichtige Rolle spielt.

    Der Angel City FC ist das weltweit wertvollste Frauenfußballteam, mit auch dem höchsten Zuschauerschnitt in der National Women’s Soccer League. Der Angel City FC unterstützt dabei soziale Projekte und hat auch seine Sponsoren dazu verpflichtet, zehn Prozent des Engagements in Projekte für die lokale Öffentlichkeit zu investieren. Angel City FC ist kein Fußballverein im klassichen Sinne, sondern eine Art Bewegung, die dem Fußball auch eine gesellschaftliche Rolle zumisst. Der Fußball und das Zusammenkommen der Menschen zu den Spielen ist mit gesellschaftlichen Zielen verknüpft wie z. B. Geschlechtergerechtigkeit. Für die Investoren und Sponsoren des Angel City FC ist genau dieser Aspekt attraktiv, dass sie nicht nur einen Fußballverein unterstützen, sondern mit einer gesellschaftlcihen Bewegung assoziiert werden, bzw. diese öffentlich unterstützen. Link

    Viktoria 1899 Berlin folgt in Deutschland den Spuren des Angel City FC und steht für das Ziel, (Zitat) "gesellschaftlichen Wandel und sportlichen Erfolg" miteinander zu verknüpfen. In der zweiten Finanzierungsrunde hat Viktoria mittels 94 neuer Kapitalgeber rund 1,2 Millionen Euro eingenommen. Zudem waren es die Frauen von Viktoria, die für den Gesamtverein den lukrativen Ausrüstervertrag mit Nike abschließen konnten.

    Das Thema Gleichberechtigung der Geschlechter hat auch der 1. FC Union aufgegriffen und entsprechende Entscheidungen in diesem Sommer gefällt. So ist der Profibereich der Frauen nicht mehr eine Abteilung des Männerprofibereichs, sondern diesem gleichgestellt. Jennifer Zietz ist nun die Geschäftsführerin für die Frauen, so wie Horst Heldt für die Herren und die beiden sind jeweils für ihren Teil unabhängig voneinander direkt dem Präsidium unterstellt. Zugleich wurde beschlossen, dass der geplante Neubau (Start Mai ´25) des Profitrainingszentrums für die Profis der Frauen und Männer errichtet wird. Den Teams der Frauen und Männern steht dann jeweils die ganze neugebaute Infrastruktur gleichberechtigt zur Verfügung.

    Auch beim FC Bayern sind die Frauen des FCB seit dem 1. Juli eine eigenständige Direktion unter der Leitung von Bianca Rech und nicht länger eine untergordnete Abteilung im Männerbereich.

    Für die Aquise von Sponsoren und Unterstützern der Frauenfußballteams sind solche Strukturen oftmals die Voraussetzung. Der reine Frauenfußballverein Gütersloh 2009 fusioniert mit dem FC Gütersloh und hat dabei das O.K. der Sponsoren (vor allem Tönnies und Atlas), auch deshalb, weil die Frauenabteilung im Gesamtgefüge gleichberechtigt und unabhängig bleibt.

    Es gibt also im Frauenfußball ein Paradox. Zum einen sind die Frauen in vielen Vereinen (noch) abhängig von Geldzufluß aus dem Männerprofibereich oder von anderen Unterstützern. Zugleich aber ist die Entwicklung des Frauenfußballs sehr zentral mit der gesellschaftlichen Frage nach Geschlechtergerechtigkeit verbunden. Mit weiterem Wachstum wird der Frauenfußball sich aber meiner Überzeugung nach irgendwann finanziell selber tragen. Der 1. FC Köln macht es jetzt schon vor. Er hat genügend Sponsoren gefunden, die explizit Frauenfußball fördern wollen.

    Um hier erfolgreich sein zu können hat der SVM keine schlechten Voraussetzungen. Mit der Leuchtturmrolle in der Region kann das m. E. n. funktionieren. Aber nur wenn der Verein sich hinter den Frauenfußball stellt, nicht aber wenn das Zweitligateam als teueres Beiwerk zum Männerfußball gesehen wird und der Verein dies auch nach außen ausstrahlt. Meiner Meinung nach.

    Einmal editiert, zuletzt von Mandel (22. Juli 2024 um 15:26)

  • MandelMache ich selten so direkt, aber auch da ich vom Frauenfussball wenig bis keine Ahnung habe einfach mal ein "weiter so!" an der Stelle von mir. Deine Posts zum Thema können die Diskussion hier (die sich gerne mal im Kreise dreht) eigentlich nur bereichern!

  • Ich finde Mandels Post exzellent. Aber: Ob diese gesellschaftliche Vorbildfunktion durch eine Frauenmannschaft in einer dann doch ziemlich konservativen Region realistisch ist? Es gibt natürlich sehr viele Ausnahmen, aber das Emsland ist nun einmal nicht unbedingt als progressiv bekannt. Es ist vermutlich keine Überraschung, dass die von dir genannten Mannschaften in Kalifornien, Berlin und Köln beheimatet sind.

    Disclaimer: Ich möchte damit wirklich nicht aussagen, dass ich die Bemühungen in Berlin, Köln und LA bzgl. der vertretenen Werte nicht für nachahmenswert halte. Aber das Emsland ist vielleicht nicht der Ort, wo das funktionieren kann. Auf der anderen Seite: Wenn man es nicht probiert, bekommt man es nie heraus.

  • Also wenn ich unsere Struktur im Frauenfußball mit der in Oldenburg, Münster oder Osnabrück vergleiche dann sind wir hier schon deutlich weiter. Umso bedauerlicher dass dieser eine Punkt gefehlt hat. Die schmerzhaften Abgänge wären sicher geblieben.

  • Ich finde Mandels Post exzellent. Aber: Ob diese gesellschaftliche Vorbildfunktion durch eine Frauenmannschaft in einer dann doch ziemlich konservativen Region realistisch ist? Es gibt natürlich sehr viele Ausnahmen, aber das Emsland ist nun einmal nicht unbedingt als progressiv bekannt. Es ist vermutlich keine Überraschung, dass die von dir genannten Mannschaften in Kalifornien, Berlin und Köln beheimatet sind.

    Disclaimer: Ich möchte damit wirklich nicht aussagen, dass ich die Bemühungen in Berlin, Köln und LA bzgl. der vertretenen Werte nicht für nachahmenswert halte. Aber das Emsland ist vielleicht nicht der Ort, wo das funktionieren kann. Auf der anderen Seite: Wenn man es nicht probiert, bekommt man es nie heraus.

    Ich schließe mich dem letzten Satz an bzw. führe ihn mal weiter: So kann man sich, nebenbei beim Fußballschauen, über sowas Gedanken machen und unterhalten. In solchen Fällen kann das sehr viel effektiver sein als jedes gesellschaftspolitische Diskussionspodium, weil es den Leuten nicht separat präsentiert (manche würden sagen 'aufgedrängt') wird, sondern es ganz real und praktisch zu sehen ist. Und durchs Tun wird es auch ganz einfach selbstverständlich(er). Vielleicht auch umso mehr für Sponsoren, nicht bloß für die Fans/Mitglieder.

  • Ich habe mir heute morgen die Zeit genommen einige Seiten tiefer in diesen Thread hineinzulesen als ich es bisher getan hatte. Ich bin ja noch nicht so lange hier. Das lesen war ein Eintauchen in die umstrittene Frage, wie weit der SV Meppen in der Lage ist das Zweitligateam der Frauen finanziell zu tragen?

    Weniger ging es um den Benefit, den der Frauenfußball für den Verein hat und ob das hier liegende Potential im Bezug zur Vermarktung, Sponsoring und Zuschaueraquise bereits ausgeschöpft wird? Vereinfacht gesagt um die Frage, wie man finanzielle Einnahmen gerade dadurch steigern kann, weil man ein Zweitligafrauenteam im Verein hat? Ich persönlich bin davon überzeugt, dass hier noch mehr möglich ist. Ich habe das weiter oben versucht anzudeuten.

    Einige frühere Beiträge in diesem Strang bringen einen weiteren Aspekt mit in die Diskussion. Auch das NLZ und die 2. Mannschaft der Herren tragen sich finanziell nicht selber. Nun, das ist kein Meppener Thema alleine, auch andere Vereine kennen diese Situation. Interessant für diese Diskussion hier im Forum finde ich den Umgang des 1. FC Union Berlin mit diesem Thema.

    Der 1. FC Union hat im April 2015 verkündet seine 2. Herrenmannschaft aus der Regionalliga abzumelden und aufzulösen. (Dazu noch ein Beitrag vom Blog Textilvergehen.) Der Grund hierfür lag in der Abwägung, dass bei den 2. Herren finanzieller und organisatorischer Aufwand in keinem gesunden Verhältnis zum Benefit für den Verein liegen würde. Grundlage der Entscheidung war ein Beschluss der DFL in 2014, den Spielbetrieb einer U23 nicht mehr verpflichtend vorzuschreiben. Anschließend hat der 1. FC Union den freigewordenen finanziellen Spielraum in den weiteren Aufbau des NLZ gesteckt.

    In diesem Frühjahr hat Oliver Ruhnert auf Nachfrage noch einmal bekräftigt, dass man bei Union die damalige Entscheidung weiterhin fortführt und nicht plant ein 2. Herrenteam wieder einzuführen, anders wie z. B. Eintracht Frankfurt, die ihre damalige Entscheidung revidiert haben. Bei Union setzt man darauf, das NLZ infrastrukturell auf- und auszubauen und Spieler dann direkt aus der U19 bei den Profis mit einzubinden. Dies zu entwickeln hat einige Jahre gedauert, ist auch noch nicht abgeschlossen, aber seit Juli gibt es einen imposanten Neubau samt Trainigsplätzen und Internat und zugleich sind die ersten Spieler (Preu, Ogbemudia) nah an der Bundesligamannschaft oder wie Aljoscha Kemlein Teil derselben. Dies wäre ohne den Verzicht auf die 2. Herren finanziell nicht möglich gewesen.

    Interessant ist bei Union, dass die Frauen dabei mitgedacht wurden. Das NLZ ist auch zur Heimat der ersten beiden Frauenteams geworden und das Gebäude wurde entsprechend konzipiert. Im Frauenfußball sieht man im Gegensatz zu einem 2. Herrenteam Benefit für den Verein und hat sich dafür entschieden diesen Bereich zu professionalisieren und macht Werbung für die Frauen. Zum Beispiel bei der gestrigen Saisoneröffnung wurden die Frauen und die Männerteams hintereinander vorgestellt und es gab je ein Testspiel der Frauen (gegen Werder Bremen) und der Herren (gegen Olympique Lyon) und es wurde dabei ordentlich Werbung für die Dauerkarten der 2. Frauenliga gemacht. Bis zum gestrigen Morgen hatte Union 2.009 Dauerkarten für die Heimspiele in der 2. Frauenbundesliga verkauft.

    Neuzugänge werden bei Frauen und Männern in der gleichen Art und Weise präsentiert, der Frauenfußball ist in den sozialen Kanälen und der Website des Vereins genauso präsent wie es die Herren sind. Und hinter all dem steht die Aussage, dass der Frauenfußball sich perspektivisch selber tragen soll, bzw. Gewinn abwerfen, der dann wiederum in die Jugendarbeit gesteckt werden kann.

    Für den SVM ist die Situation natürlich nicht Eins zu Eins übertragbar. Aber um das eigene Tun und Handeln und das eigene Mindset zu reflektieren finde ich diesen Blick über den Tellerrand ganz interessant. Bei Union hat man nach einem Weg gesucht der den Männer- und Frauenfußball gleichermaßen fördert, nicht gegeneinander abgewogen. Und ich teile die Überzeugung bei Union, dass der Frauenfußball mittelfristig erlaubt finanziell positive Ergebnisse zu erzielen. Auch für den SVM besteht meines Erachtens nach diese Perspektive.

    Einmal editiert, zuletzt von Mandel (4. August 2024 um 11:30)

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