Alles anzeigenIch bin fassungslos, entsetzt, bedient, stocksauer.
Du hast die riesige Chance, dich aus dem Abstiegskampf so gut wie zu befreien und einen riesigen Schritt Richtung Klassenerhalt zu machen. Es winkt bei optimalem Spielverlauf sogar der zehnte Platz. Du hast gerade 1:0 in Mannheim gewonnen, solltest ein bisschen Selbstvertrauen getankt haben. Und dann spielst du SO gegen einen Gegner, der sein sechstes Spiel in 17 Tagen absolviert, von einem Theater zum nächsten rennt und seit Wochen kein Spiel gewinnt und zudem die mit Abstand schlechteste Offensive der Liga hat?
Komplett verunsichert. Uerdingen hat von Beginn an gepresst, wir schienen komplett überrumpelt und überfordert damit. Fehlpässe über Fehlpässe. Keine Struktur. Die eigenen Spieler rennen sich gegenseitig über den Haufen. Der haarsträubende Fehlpass von Domaschke nach drei Minuten war die Blaupause für das, was danach kam. Und wir haben ja in der Anfangsphase sogar noch gesehen, warum der KFC so wenig Tore schießt. Die haben die brutalen Fehler ja kläglich ausgespielt.
Nach 15, 20 Minuten dachte ich, dass dieser Spielverlauf eigentlich prädestiniert dafür ist, dass wir mit dem ersten Angriff irgendwie in Führung gehen. Selten habe ich mich so geirrt. Rote Karte hin oder her. Die Entscheidung ist hart, Amin ist noch in der Nähe, das Foul ist natürlich harmlos - aber das spielt halt keine Rolle. Ganz ehrlich: Ich verstehe den Ärger völlig, aber wahrscheinlich ist es regeltechnisch sogar noch nicht mal zwingend falsch.
Geht dann ein Ruck durch die Truppe? Nö. Und bei der Reaktion auf den Platzverweis sind wir unweigerlich bei Frings. Und unweigerlich bei der Kaderplanung.
Andermatt für Tankulic? Egerer nach hinten? Ja, Tankulic war miserabel, genau wie die anderen zehn Akteure auf dem Platz. Er ist aber der einzige Spieler in dieser Truppe, der ab und an eine gute Idee hat. Das hatte sich mit der Hereinname von Andermatt dann schonmal erledigt. Puttkammer macht sich wie alle anderen auch bereits seit der 20. Minute warm - aber ist offenbar nicht in der Lage, bereits 60 Minuten zu spielen? Dann ziehen wir Egerer nach hinten, der beim 0:1 gegen den einen Kopf größeren Grimaldi verteidigen muss - und wenig überraschend das Kopfballduell verliert. Nur mal so zur Erinnerung: Rechts neben Egerer spielte mit Osée ein eigentlicher Innenverteidiger, der knapp zwei Meter groß ist. Aber hey - in solche blöden Situationen kommt man halt, wenn man der Meinung ist, dass man eine 38-Spiele-Saison mit sechs/sieben Verteidigern (darunter ganze drei Außenverteidiger) absolvieren kann. Und an dem Punkt sind wir bei den Leuten, die für den Kader verantwortlich sind.
Falls Puttkammer eben nicht in der Lage ist, 60 Minuten zu spielen, hätte ich anders reagiert: Osée nach innen, Guder rechts hinten. Das hat der in der Regionalliga schon mal (wenn auch selten) gespielt und Osée war mit Kinsombi im ersten Abschnitt ohnehin heillos überfordert.
Und dann kommt zur Halbzeit der Dreifachwechsel. Und ich falle endgültig vom Glauben ab. Puttkammer kann also locker zur zweiten Hälfte gebracht werden - aber 60 Minuten wären zu viel gewesen? Sorry, das ist doch komplett lächerlich.
Ja, zweite Halbzeit war etwas mutiger, aber schlechter ging es halt nicht mehr. Rama hat etwas Belebung gebracht, wir hatten fünf Minuten, wo mal so minimaler Druck aufgebaut werden konnte. Echte Chancen waren aber nicht dabei, Uerdingen konnte es mühelos nach Hause spielen. Und vier Tore schießen. Nachdem sie vorher 21 Tore in 26 Spielen geschossen haben. Was soll man da sagen? Wo soll man da anfangen? Wie kann sowas sein? Und es wären ja noch mehr drin gewesen. Wir hätten uns über ein fünftes, sechstes, siebtes nicht groß beschweren dürfen. Wir haben es geschafft, unsere gute Ausgangslage, die auch das Torverhältnis begünstigt hatte, komplett einzureißen, indem wir uns in den letzten beiden Heimspielen mal eben acht Dinger haben einschenken lassen.
Vega: Das ist wirklich eine außergewöhnlich gute Spielanalyse. Gerade auch deine Bewertung der Auswechselungen finde ich top. Auch deine eigene Ideen zu den Auswechselungen ergeben echt Sinn. Falls ein Verantwortlicher oder die Presse hier mal ab und reinschaut wären das die Punkte, die TF mal aus seiner Sicht erklären sollte. Da wäre ich gespannt. Vor dem Spiel stand noch in einem Artikel, das das Trainerteam genau hinschaut, ob man wechseln muss.
„ Trainerteam schaut genau hin
Normal, meint Frings, ändere man eine erfolgreiche Mannschaft eher nicht. Doch zwei englische Wochen mit fünf Spielen in 16 Tagen sind nicht normal. Das Meppener Trainerteam beobachtet die Spieler genau und spricht mit ihnen, um herauszufinden, wie hoch die Belastung für jeden Einzelnen ist. In erster Linie ist Regeneration angesagt, so auch bei den Einheiten am Montag und Dienstag nach dem Sieg in Mannheim.“ Quelle NOZ
Scheinbar hat man nicht genau hingeschaut, denn der ein oder andere hätte vielleicht wirklich mal ne Pause nötig, gerade weil wir auf einigen Positionen genug Alternativen haben.
Interessant fand ich auch Balles Interview in der Halbzeit: „Es gibt nicht viel bis gar nichts was der Trainer falsch macht“ ( Bin mir bei dem Wortlaut allerdings nicht sicher)
Ein klares Statement für den Trainer hört sich meiner Meinung nach anders an, vielleicht sehe ich das aber auch falsch.